FAQ Starkregen

1. Was ist Starkregen?

Starkregen ist ein Wetterphänomen, bei dem es zu großen Niederschlagsmengen innerhalb kurzer Zeit kommt. Er tritt meist in den Sommermonaten aus konvektiver Bewölkung auf und kann überall auftreten. Starkregen kann zu schnell ansteigenden Wasserständen und Überschwemmungen führen und geht häufig mit Bodenerosion einher. Der Deutsche Wetterdienst ordnet Starkregen in drei Stufen ein, wenn folgende Schwellenwerte überschritten werden:

  1. Regenmengen 15 bis 25 l/m² in 1 Stunde oder 20 bis 35 l/m² in 6 Stunden (Markante Wetterwarnung)
  2. Regenmengen > 25 bis 40 l/m² in 1 Stunde oder > 35 l/m² bis 60 l/m² in 6 Stunden (Unwetterwarnung)
  3. Regenmengen > 40 l/m² in 1 Stunde oder > 60 l/m² in 6 Stunden (Warnung vor extremem Unwetter)

2. Was ist der Unterschied zwischen einer Überflutung aus Flusshochwasser und durch Starkregen?

Überflutungen durch Starkregen und Flusshochwasser sind zwei unterschiedliche Arten von Überschwemmungen. Starkregen ist ein plötzlicher, intensiver Regen. Wenn der Boden das Wasser nicht aufnehmen kann, fließt es oberflächlich ab und kann zu Überschwemmungen führen. Diese Art von Überschwemmung kann überall und in der Regel schnell und unerwartet auftreten. Flusshochwasser hingegen tritt auf, wenn ein Fluss oder ein anderes Gewässer über seine Ufer tritt und das umliegende Land überschwemmt. Dies geschieht normalerweise nach anhaltenden Regenfällen oder Schneeschmelze, wenn der Flusspegel steigt und das Wasser nicht mehr im Flussbett gehalten werden kann. Durch Pegelmessung gibt es für Flusshochwasser meistens eine gewisse Vorlaufzeit, welche für Warnungen und Vorbereitung genutzt werden kann. Aufgrund der kleinräumigen und schnellen Bildung von Starkregengewitterzellen, gibt es hier meistens keine oder nur eine geringe Vorlaufzeit, weswegen es schwierig ist, vor Starkregen zu warnen.

3. Was ist der Leitfaden des Landes Baden-Württemberg zum Starkregenrisikomanagement?

Der Leitfaden Kommunales Starkregenrisikomanagement in Baden-Württemberg ist ein Rahmenwerk zur Erarbeitung von Gefahren durch Starkregen. Damit wird landesweit eine einheitliche Vorgehensweise zur Verfügung gestellt. Er richtet sich hauptsächlich an Ingenieurbüros und kommunale Einrichtungen. Kommunen, die sich auf den Leitfaden stützen, können vom Land einen Zuschuss in Höhe von 70 Prozent der Kosten erhalten. Das Gesamtkonzept umfasst kommunale Starkregengefahrenkarten, eine darauf aufbauende Risikoanalyse und ein Handlungskonzept. Die notwendigen Daten für Starkregenuntersuchungen werden zentral von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) bereitgestellt.

4. Wie ist die allgemeine Vorgehensweise von Fassnacht Ingenieure bei der Erstellung eines Starkregenrisikomanagementkonzepts?

  1. Startgespräch mit Landratsamt und Kommune: Besprechung der Randbedingungen und der allgemeinen Vorgehensweiseb.
  2. Gefährdungsanalyse: Hydraulische Überflutungsanalyse mit Erstellung der Starkregengefahrenkarten, die aufzeigen, wo sich Oberflächenabfluss sammelt und abfließt.
  3. Risikoanalyse: In dieser Phase wird die Überflutungsgefährdung analysiert. Es werden kritische Objekte, Bereiche und Infrastruktureinrichtungen identifiziert und das Schadenspotential abgeschätzt.
  4. Handlungskonzept: Basierend auf den vorherigen Analysen werden Maßnahmenvorschläge erarbeitet, um mögliche Schäden im Ernstfall zu vermeiden oder zumindest spürbar zu verringern.
    Die möglichen Handlungsfelder umfassen die Information der Öffentlichkeit und der Wirtschaft über die Starkregengefahr, mögliche Maßnahmen zur kommunalen Flächenvorsorge, das Krisenmanagement und bauliche Maßnahmen, mit denen sich zum Beispiel das Wasser außerhalb von Ortschaften zurückhalten lässt oder die einen möglichst schadenfreien Abfluss innerhalb des Ortes ermöglichen.
  5. Bei Bedarf Betreuung bei der Umsetzung des Handlungskonzeptes mit Planung der baulichen Maßnahmen

5. Was sind Starkregengefahrenkarten?

Starkregengefahrenkarten sind Karten eines bestimmten Bereiches, die Informationen über Überflutungen, Fließwege mit Wassertiefen und Fließgeschwindigkeiten bei einem Starkregenereignis liefern. Sie werden genutzt, um Risiken durch Starkregen zu analysieren und zu bewerten und um die Gefährdung für Gebäude und die Infrastruktur darzustellen und um geeignete Schutzmaßnahmen ergreifen zu können.

6. Was sind Indikatoren für starkregengefährdete Orte?

Starkregen kann jederzeit und überall auftreten. Eine Aufsummierung von Wasser tritt verstärkt unterhalb von Hängen auf. Hier liegt dann die größte Gefährdung vor. Jedoch kann sich auch in flachem Gelände Wasser sammeln und einen Keller oder eine Tiefgarage fluten. Hierbei verschärfen versiegelte Flächen, wie Straßen oder Parkplätze, das Abflussverhalten. Weitere kritische Stellen sind Verdolungen, Brücken und andere Engstellen. Durch das abfließende Regenwasser kann Boden und Gehölz mitgeschwemmt werden und sich dann an oben genannten Bereichen festsetzen, wodurch sich das Wasser aufstaut und anliegende Objekte gefährdet.

7. Was kann eine Kommune zum Schutz gegen Starkregen tun?

Je nach örtlichen Gegebenheiten sind verschiedene bauliche Maßnahmen zum gezielten Ableiten oder Rückhalten von Abflüssen geeignet. Innerhalb bebauter Bereiche ist beispielsweise die Anordnung von Multifunktionsflächen zur Zwischenspeicherung von Wasser denkbar. Eine untergeordnete Rolle zum Abführen von Abflüssen bei Starkregenereignissen kommt der bestehenden Kanalisation zu. Diese ist in der Regel aus wirtschaftlichen Gründen nicht auf das Abführen von Abflüssen in der Größenordnung, wie sie bei außergewöhnlichen Starkregenereignissen zu erwarten sind, ausgelegt.

Neben konkreten baulichen Maßnahmen ist es wichtig den Bürgern die Möglichkeit zu geben auf die Informationen aus dem Starkregenrisikomanagement zuzugreifen, so dass diese geeignete Maßnahmen treffen können, um sich selbst zu schützen.

8. Welche Vorkehrungen kann jeder einzelne gegen Starkregen treffen?

Gesetzlich muss jeder einzelne geeignete Vorsorgemaßnahmen treffen, um sein Gebäude zu schützen (Sorgfaltspflicht §5 WHG). Hierbei gibt es verschiedene Maßnahmen für den Objektschutz. Dies bedeutet Schutz direkt am betroffenen Gebäude, um zu verhindern, dass Wasser in das Gebäude gelangt. Hierzu gehören hochgesetzte Lichtschächte, wasserdichte Fenster und Türen in Bodennähe oder eine wasserdichte Bauweise, sowie ein Rücklaufschutz. Bei Hof- und Garageneinfahrten kann auch ein Tor, eine Klappe oder eine Abflussrinne sinnvoll sein. Grundsätzlich ist es wichtig, keine Maßnahmen umzusetzen, welche zum Nachteil Anderer führen könnten. Zudem ist es wichtig die Funktionsfähigkeit der Anlagen regelmäßig zu prüfen und zu warten. Weiterhin können Sie darauf achten, dass Regenrinnen und -rohre regelmäßig gereinigt werden, um ein ungehindertes Abfließen des Wassers zu gewährleisten.

Neben dem physischen Schutz selber ist es auch wichtig, dass einem bewusst ist, wo Sachwerte im Haus gelagert werden und ob diese potenziell gefährdet sind. Ebenfalls ob Aufenthaltsräume, wie Wohn- oder Schlafzimmer überflutet werden können. Verfolgen Sie die aktuellen Wettermeldungen und Warnmeldungen vor Starkregen, um im Notfall schnell handeln zu können. Ein absoluter Schutz ist jedoch nie möglich. Im Schadensfall ist eine Elementarschadensversicherung mit Starkregenschutz wichtig.

9. Gibt es Warnmeldungen in akuten Starkregensituation?

Starkregenereignisse sind geprägt durch kurze intensive Regenereignisse. Dieser Umstand bedingt, dass die entsprechenden Vorwarnzeiten gering sind. Möglichkeiten die Bevölkerung vor Starkregen durch SMS oder entsprechende Apps zu warnen gibt es jedoch bereits und werden auch eingesetzt. Grundlage hierfür bildet in der Regel ein entsprechendes Messnetz für Niederschlag und Wasserstände anhand deren die aktuelle Lage eingeschätzt werden kann und gegebenenfalls reagiert wird. Das Land Baden-Württemberg stellt den Kommunen hierfür das Flutinformations- und Warnsystem des Landes (FLIWAS) zur Verfügung.

10. Wo sind weitere Informationen zu finden?

Das Starkregenrisikomanagement ist Teil der Hochwasservorsorge des Landes Baden-Württemberg. Aus diesem Grund können weitere Informationen, Tipps und Beispiele auf dem Hochwasserportal des Landes gefunden werden.

Speziell zum Thema Starkregenrisikomanagement finden sich auch auf der Website Regina Stark - Starkregenrisikomanagement in Baden Württemberg weiterführende Informationen.

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